“Das ist nicht mal legal”: Eine Geschichte über Potenzial, Vertrauen und die Macht der richtigen Arbeitskultur
Manchmal sind die besten Talente nicht die mit den perfektesten Bewerbungen, sondern die mit dem größten Feuer im Herzen. Mirjana ist das beste Beispiel, wie aus einer unsicheren Bewerberin eine kompetente UX-Designerin wurde, weil jemand ihr Potenzial erkannte. Aber fangen wir von vorne an….
2017 stand ich an einem Wendepunkt. Nach fünf Jahren als Einzelunternehmerin und am Rande des Burnouts durch 70-Stunden-Wochen war mir klar: Ich brauche ein Team. Die Gründung einer Digitalagentur zusammen mit einer IT-Holding sollte die Lösung sein.
Spoiler Alert: Als Start-Up-Geschäftsführerin hat man nicht unbedingt weniger zu tun. Lol. Aber das ist ein anderes Thema…
Zwischen Bürosuche, Möbelhaus-Marathons und dem Aufbau von Strukturen neben der eigentlichen Arbeit wartete die spannendste Aufgabe: mein erstes eigenes Team zusammenstellen. Ich hatte schon Bewerbungsgespräche in einer Werbeagentur als Teamlead geführt, aber als Gründerin war das nochmal was ganz Neues.
Der wilde Bewerbungs-Jungle
Bewerbungen scannen macht Spaß, bis man merkt, wie schnell die eigenen Vorurteile zu schlechten Entscheidungen führen. Manche Bewerber:innen überraschten mich trotz schwacher Unterlagen positiv, andere enttäuschten trotz glänzendem Portfolio.
Und dann kam Mirjana.
Junior-Level, wenig Erfahrung, nicht sehr selbstbewusst.
Auf dem Papier: durchschnittlich.
Im Gespräch: ein Feuer für den Job, das nicht zu übersehen war. Wissbegierig, motiviert, und genau das, was den Unterschied macht. Skills kann man lernen, aber diese intrinsische Motivation? Die kann man nicht beibringen.
Der Moment, den ich nie vergessen werde: Als ich nach ihren Gehaltsvorstellungen fragte, flüsterte sie eine Zahl. Ich verstand sie nicht und fragte nach. Sie flüsterte wieder, eine Summe, die mich erschreckte:
“Dir so wenig zu bezahlen wäre nicht mal legal. Das ist unter dem Kollektivvertrag, und ich zahle darüber hinaus.”
Sie schluckte und lachte nervös. Noch am selben Tag gab ich ihr die Zusage.
Wenn Bauchgefühl auf Widerstand trifft
Einer meiner Geschäftspartner ließ einen herablassenden Kommentar fallen: “Man müsse erst schauen, ob diese Person überhaupt wisse, was Arbeit ist.” Er hätte ihr keine Chance gegeben. Heute weiß ich: Das war einer der besten Hiring-Entscheidungen meiner Laufbahn.
Die Wundertüte entfaltet sich
Mirjana war eine Wundertüte, im besten Sinne:
- Sie sagte zu kaum einem Task nein, fragte aber nach, wenn sie nicht weiterwusste
- Sie überraschte mich immer mit kreativen Lösungswegen
- Nicht jedes Ergebnis war sofort eine Punktlandung, aber das war auch nicht meine Erwartung
- Sie war loyal, ehrlich, motiviert und wissbegierig
- Es machte einfach Spaß, mit ihr zu arbeiten
Was mich am meisten beeindruckte: Sie war immer bereit, in neue Dinge hineinzuspringen, aber nie frustriert, wenn sie einen Entwurf zum fünften Mal überarbeiten musste.



Mehr als nur Kolleg:innen
Unser Team war klein und fein, zeitweise zwischen vier und sechs Personen, die sich gegenseitig unterstützten. Mirjana übernahm schnell die Rolle des Onboarding-Buddies für Neue, weil sie mit ihrer fröhlichen Art jedem einen Wohlfühlshortcut ins Team schenkte.
Wir hatten eine Basis, auf der ehrliches Feedback möglich war, aber auch das Vertrauen, sich verletzlich zu zeigen, wenn privat gerade Herausforderungen anstanden.
Es waren oft die kleinen Momente, die zeigten, wie sehr wir über ein normales Arbeitsverhältnis hinausgewachsen waren. Als Mirjana umzog, packten mein Mann und ich mit an, weil wir zufällig einen Transporter hatten. Dafür kam sie mit einer Kollegin an einem Abend ins Büro, um Möbel aufzubauen, wir aßen Pizza bis spät in die Nacht und lachten über unsere Möbelbau-Fails. Wenn ich spontan zu Kund:innen fliegen musste, hielt das Team die Stellung, und ich wusste, ich musste mir keine Sorgen machen. Diese gegenseitige Unterstützung machte uns stark, sowohl als Team als auch als Menschen.



Das Ergebnis spricht halt für sich
Mirjana entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zu einer kompetenten und fachlich begabten Mitarbeiterin. Nicht weil sie plötzlich andere Skills hatte, sondern weil sie ein Umfeld hatte, das ihr Potenzial sah und wertschätzte.
Meine wichtigste Lektion: Menschen wachsen, wenn sie sich gesehen und geschätzt fühlen. Wenn sie Raum haben, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Wenn sie Teil von etwas sind, das größer ist als sie selbst.
Was Führungskräfte daraus lernen können
- Hört auf euer Bauchgefühl, manchmal ist es klüger als der perfekte CV
- Motivation ist wichtiger als Erfahrung, Skills kann man lernen, innere Antreiber nicht unbedingt
- Schafft eine Kultur des Vertrauens, Menschen zeigen ihr Potenzial, wenn sie sich sicher fühlen
- Investiert in Menschen, nicht nur in Fähigkeiten, der ROI zeigt sich langfristig
- Gebt konstruktives Feedback, aber schafft auch Raum für Verletzlichkeit
Was bleibt von dieser Geschichte
Heute baut Mirjana erfolgreich auf dem auf, was sie damals bei uns entwickelt hat. Sie ist eine Designerin geworden, die ich von Herzen weiterempfehlen kann, eine Kollegin, die Teams bereichert und Projekte vorantreibt. Sie hat sich ihre Neugier und Offenheit für neue Herausforderungen bewahrt. Falls jemand von euch spannende Projekte hat oder nach kreativer Zusammenarbeit sucht, Mirjana ist immer offen für interessante Kooperationen und Austausch in der Design-Community.
Danke Mirjana für die coole Zeit zusammen, und für die Erinnerung daran, dass die besten Talente manchmal leise flüstern, aber laut träumen. 💖
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